Früher war ich ein Nein-Sager, am meisten aber ein Vielleicht-Sager, manchmal auch „Mal sehen“ oder „Ich weiß noch nicht“.
Dann kam, in der Endzeit meiner Pubertät, die Kehrtwende, und auch in diesem Jahr habe ich zu ziemlich allem Ja gesagt: Ja zur Auslandserfahrung, Ja zu neuen Begegnungen, Ja zu diesem Projekt, Ja zu diesem anderen Projekt, Ja zum Umzug, Ja zum ehrenamtlichen Arbeiten, Ja zum Arbeiten für Geld, Ja zu dieser Party, Ja zu diesem Konzert, Theaterstück, Ja, Ja, Ja.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Ja sehr angesehen ist, in der man ermutigt wird, alles mitzunehmen. Auf der anderen Seite wird man auch oft schief angeschaut, wenn man dies nicht tut. Aber jetzt steh ich da und schau zurück und merke, dass mir Ja zwar viele neue, schöne Dinge gezeigt hat und mich tollen Menschen näher gebracht hat, aber dass es mich auf Dauer kaputt macht. Es geht nicht. Der Mensch braucht von allem eine gesunde Balance im Leben, und dazu gehört auch das Nein. Das Nein, das man auch umarmen muss, und das einem ein guter Freund werden kann, wenn man es richtig einsetzt. Nein, ich bleibe heute zuhause. Nein, ich kann dieses Projekt nicht mit Herzblut unterstützen. Nein, ich kann dir heute nicht helfen, aber du schaffst das sicher auch ohne mich. Nein, eigentlich will ich das gar nicht.
So sehr ich Jahresrückblicke liebe, halte ich eigentlich nichts von Vorsätzen. Aber ich wünsche mir für mich und meine Zukunft, dass ich öfter in mich hineinhöre und dann erst entscheide, ob es nun ein Ja oder Nein ist, das da in mir schlummert, bevor ich dies laut ausspreche.
Eva 6. Januar 2013
Ja!
lauraa 11. Mai 2013
schöner text. ich mag deinen blog. alles liebe, la
Livera 3. Juni 2013
Wegen Texten wie diesen mag ich deinen Blog! So ungekünstelt tiefgründig, ohne gleich allzu philosophisch zu werden! Einfach gut!
Da steckt irgendwie mehr dahinter, es ist alles so stimmig.
Du merkst schon, mir mangelt es an diesen Fähigkeiten ;)
Liebe Grüße,
Vera