„Und, wie war’s?“, fragte mich kürzlich eine junge Frau, der die valencianische Erasmus-Erfahrung noch bevorsteht. Meine liegt knapp drei Jahre zurück; mir müssen daraufhin meine Mundwinkel aus dem Gesicht gerutscht sein, denn sie fragte erschrocken hinterher: „Nicht gut?“
Jedes Mal, wenn mir diese Frage gestellt wird, reagiere ich anders. Meine sechs Monate dort waren eine so widersprüchliche Zeit. Es gab Tage, an denen ich mich nur von Oliven, Baguette und Bier ernährte. Tage, an denen ich mich auf keiner Sprache wirklich ausdrücken konnte und das Gefühl hatte, mein Kopf würde implodieren. Nächte, in denen ich in meinem ungeheizten Zimmer zwei Fleece-Pullover trug, drei Decken auf mir lagen und ich immer noch vor Kälte zitterte. Morgende, an denen ich um sechs Uhr aufstand, um in der Werkstatt meiner Hochschule arbeiten zu können und trotzdem grundlos glücklich war – einfach, weil es draußen so hell war. Dann gab es die Momente, in denen wir morgens den Club verließen, die Sonne schon wach war und wir einen Bäcker aufsuchten – um danach kollektiv in Tränen auszubrechen, weil einer von uns abreiste. Oder den Moment, in dem Spanisch für meine Ohren zum ersten Mal schön klang. Alle materiellen Dinge, an denen mein Herz hing, verschwanden in diesem Land auf mysteriöse Weise – dafür gab es eine Handvoll Menschen, an denen mein Herz bald viel mehr hängen sollte. Mein Erasmus-Semester hat mir mein verlorenenes Fernweh zurückgegeben, mich zu einem selbstbewussteren und kommunikativeren Menschen gemacht. Es hat mir Dinge aufgezeigt, die ich sonst nie gesehen hätte.
Die spanische Erasmus-Szene ist mehr als kommerzialisiert, ob nun Billig-Paella, scheinheilige intercambio-Parties oder miese Sangría. Man kann das natürlich alles mitnehmen – oder es einfach sein lassen. Für solche interessierten Nasen habe ich in meinem alten Studium eine Stadtkarte entwickelt, die alle unsere Lieblingsorte, -wörter und -aktivitäten von damals zeigt. Nach diesem Artikel habe ich mich gefragt, ob ich sie überhaupt online stellen sollte – oder ob ein Erasmus-Student seine Lieblingsorte nicht auch allein entdeckt. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass sich schon wieder eine Menge verändert haben wird und die Karte nur eine Anregung darstellt, die Stadt auf seine eigene Weise zu erleben. Man kann sie hier also endlich herunterladen, ausdrucken und zusammenkleben. Viel Spaß!
Erasmus city map / Download (web or print-at-home)
English Translation:
In 2012, I studied in Valencia, Spain for seven months as an Erasmus student. It was a magical, confusing, beautiful time. The whole Erasmus scene is very commercialized so I made a city map (English only) that will tell you everything about our favourite places, words, bars and activities. I’m sure a lot of things will have changed by now but maybe it will help you to discover the city by yourself. Have fun!