Wer es immer noch nicht mitbekommen haben sollte: Es ist Wovember! Kate Davies und Felicity Ford haben in den letzten Wochen zum wiederholten Male den Wovember ausgerufen. Unter der Wortneuschöpfung aus Wolle und dem ekligsten Monat des Jahres haben die beiden Strickdesignerinnen mittlerweile eine kleine Tradition geschaffen: Wear 100% WOOL this wovember and help celebrate that real wool comes from real sheep! tönt es da auf dem offiziellen Blog. In den letzten vier Wochen herrschte also offizieller Ausnahmezustand, in dem die gemeine Strickerin unbekümmert über ihr Strickzeug schreiben und ordentlich darüber meckern konnte, dass ein Pulli aus Polyester wirklich nichts mit kraushaarigen Tieren zu tun hat. Denn der Wovember soll eine Zeit sein, in der man seinen Kopf in wolligweiche Wolken stecken und sich ausgiebig seinem Strickzeug widmen darf – um im gleichen Moment nachzufragen, woher der Kram überhaupt kommt, der da gerade durch die eigenen Hände läuft. Der Mythos, dass 100% Wolle automatisch 100% kratzig bedeutet, hält sich nämlich immer noch hartnäckig.
¡Oh, Valencia! Eine Stadtkarte für Erasmus-Studenten oder alle, die sich so fühlen wollen
„Und, wie war’s?“, fragte mich kürzlich eine junge Frau, der die valencianische Erasmus-Erfahrung noch bevorsteht. Meine liegt knapp drei Jahre zurück; mir müssen daraufhin meine Mundwinkel aus dem Gesicht gerutscht sein, denn sie fragte erschrocken hinterher: „Nicht gut?“
Jedes Mal, wenn mir diese Frage gestellt wird, reagiere ich anders. Meine sechs Monate dort waren eine so widersprüchliche Zeit. Es gab Tage, an denen ich mich nur von Oliven, Baguette und Bier ernährte. Tage, an denen ich mich auf keiner Sprache wirklich ausdrücken konnte und das Gefühl hatte, mein Kopf würde implodieren. Nächte, in denen ich in meinem ungeheizten Zimmer zwei Fleece-Pullover trug, drei Decken auf mir lagen und ich immer noch vor Kälte zitterte. Morgende, an denen ich um sechs Uhr aufstand, um in der Werkstatt meiner Hochschule arbeiten zu können und trotzdem grundlos glücklich war – einfach, weil es draußen so hell war. Dann gab es die Momente, in denen wir morgens den Club verließen, die Sonne schon wach war und wir einen Bäcker aufsuchten – um danach kollektiv in Tränen auszubrechen, weil einer von uns abreiste. Oder den Moment, in dem Spanisch für meine Ohren zum ersten Mal schön klang. Alle materiellen Dinge, an denen mein Herz hing, verschwanden in diesem Land auf mysteriöse Weise – dafür gab es eine Handvoll Menschen, an denen mein Herz bald viel mehr hängen sollte. Mein Erasmus-Semester hat mir mein verlorenenes Fernweh zurückgegeben, mich zu einem selbstbewussteren und kommunikativeren Menschen gemacht. Es hat mir Dinge aufgezeigt, die ich sonst nie gesehen hätte.
Die spanische Erasmus-Szene ist mehr als kommerzialisiert, ob nun Billig-Paella, scheinheilige intercambio-Parties oder miese Sangría. Man kann das natürlich alles mitnehmen – oder es einfach sein lassen. Für solche interessierten Nasen habe ich in meinem alten Studium eine Stadtkarte entwickelt, die alle unsere Lieblingsorte, -wörter und -aktivitäten von damals zeigt. Nach diesem Artikel habe ich mich gefragt, ob ich sie überhaupt online stellen sollte – oder ob ein Erasmus-Student seine Lieblingsorte nicht auch allein entdeckt. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass sich schon wieder eine Menge verändert haben wird und die Karte nur eine Anregung darstellt, die Stadt auf seine eigene Weise zu erleben. Man kann sie hier also endlich herunterladen, ausdrucken und zusammenkleben. Viel Spaß! Weiterlesen
Ich bin nicht sicher, ob es wichtig ist, zu beobachten und wirklich dabeizusein, um die Dinge zu kennen, aber es ist wichtig, dabei zu sein, damit die Dinge dich kennen.
– Roberto Saviano: Gomorrha
Total gestört: Was Erasmus mit mir gemacht hat
Ich habe sie alle müde belächelt. Die Schilderungen, dass jeder, der diese Stadt verlässt, weinen muss, die Schwärmereien vom entspannten und lebensbejahenden Lebensstil, die Facebook-Fotos, die alle wie Stills aus L’auberge espagnole aussahen.
Ich war abgeklärt. Hah, dachte ich mir, das kann mir nicht passieren, ich weiß ja, wohin der kommerzialisierte Erasmus-Hase läuft. Trotzdem musste ich mir nach nur wenigen Tagen in Valencia eingestehen, dass Strand, frischer Orangensaft und die caña am Abend wesentliche Bestandteile des mediterranen Lebensstils darstellen. Vielleicht war es am Ende nicht der Sommer, sondern der Winter meines Lebens: Ein Winter, in dem ich einmal die Sonne sah. Ein Winter, in dem ich merkte, dass nicht immer alles so sein muss, wie es ist.
Ein tiefes Loch wartet da auf dich nach deinem Aufenthalt, sagten sie. Du wirst es vermissen. Ich lächelte wieder müde and dachte an das doofe Video auf meiner Facebook-Timeline, in dem ein junger Italiener beklagt, dass er sich nun nicht mehr jeden Abend besaufen kann. Weiterlesen
Mieses WLAN und neue Fragestellungen: Das Wendland Design Camp
Das Wendland ist für mich immer eine Art Sehnsuchtsort gewesen. Mit siebzehn wollen andere Teenager in Großstädte, ich in einen Rundling ziehen. Als sich im September die Möglichkeit bot, ganze vierzehn Tage am Stück auf dem Werkhof im Dörfchen Kukate zu verbringen und mich dort auch noch komplett mit meinem alten neuen Studienschwerpunkt Design beschäftigen zu können, überlegte mein sonst so verkopftes Wesen einfach mal – kein Sekündchen. Weiterlesen
Schwarze Wolken: Wie Hans Arp nach Braunschweig kam
Verwaschen wie ein altes T-Shirt: Das Hans Arp Relief auf dem Forumsplatz der Technischen Universität Braunschweig
Scherenschnittartige, organische Formen schweben über dem Forumsplatz der Technischen Universität Braunschweig. Graue Schlieren ziehen sich über die Flächen, das Schwarz wirkt wie das eines ausgewaschenes Kleidungsstückes. Das wandfüllende Relief an der Westseite des Audimax zieht heute keine Blicke mehr auf sich. Die wenigsten der Studierenden, die morgens über den Campus eilen oder die Bibliothek besuchen, stellen sich die Frage nach seiner Herkunft oder kennen den Namen des Künstlers: Hans Arp. Längst ist das Relief ein vergessener Bestandteil des Campus geworden. Weiterlesen
Vom Blog zum Buch
Vor ein paar Tagen lag ein Umschlag im Briefkasten, darin ein in zitronengelbes, zartes Seidenpapier verpacktes Magazin. Eigentlich klar, dass so ein liebevoll eingepacktes Ding nur von Lina kommen kann. Weiterlesen