I tie the knots to remember in my heart

Alle wissen, dass ich ein wenig verliebt in Lisa Hannigan bin, und so ganz erklären kann ich mir das selbst nicht, denn ich hätte nie gedacht, dass ihr Debüt-Album Sea Sew mir dermaßen ans Herz wachsen würde.

Der Nachfolger Passenger ist das erste Album, die ich jemals auf Amazon vorbestellte. Nun höre ich es seit einem halben Jahr ununterbrochen und mag es wirklich sehr (zugegebenermaßen aber nicht so sehr wie ihr erstes Album…).
Passenger ist ein langsames und sanftes Album und in vielen Liedern hört man Lisas irische (musikalische) Wurzeln durch. Mein liebstes Lied heißt A Sail, da fangen meine Füße jedes Mal an zu tanzen – nur leider tanzen meine Füße beim Rest der CD weitaus weniger, mit Ausnahme von der ersten Single Knots:

Überhaupt, die ganze Künstlerseele Lisa ist das, was sie noch viel spannender macht. Da stimmt einfach so vieles: Die selbstgestrickten und ausgeschnittenen CD-Cover und die Videos, die durch interessante Ideen auffallen: Lisa singt drei Minuten lang, während sie in einer Achterbahn herumfährt und der Fahrtwind ihre Mütze herunterweht; Lisa singt einen Song in der Badewanne unter Wasser, ohne Luft zu holen; Lisa lässt sich mit Farbe vollspritzen, bis sie sich die bunte Pampe aus den Augen wischen muss; Lisa blättert ein Pop-Up-Buch durch, das ihre Schwester eigens für den Anlass gefertigt hat.

Warum ich den ganzen Kram hier überhaupt reinschreibe: Ich sehe Lisa am Freitag (in Dresden)! Es ist mein erstes richtiges Konzert seit gefühlten 1000 Jahren und mein Bauch fängt jetzt schon an zu kribbeln, wenn ich jetzt daran denke. Denkt an mich, wenn meine Füße anfangen, zu A Sail zu tanzen.

Liebstes Fahrrad,

Ich erinnere mich gut an meinen 12. Geburtstag. Es war der Sommer, nach dem ich das Gymnasium besuchen sollte, und natürlich wusste ich bereits, was mich in unserem Keller erwartete, denn ich hatte dich schon vorher im Fahrradladen ausgesucht. Neun Jahre später weiß ich, dass du das schönste Geburtstagsgeschenk warst, das ich je in meinem Leben bekommen habe.

Als ich die Augen öffnen durfte, standest du da– ein ganz erwachsenes blaues Rad. Was für ein Unterschied zu dem schön-hässlichen pinken Kinderfahrrad, mit dem ich bisher extra wenig zur Schule fuhr, weil es jedes Mal eine Menge böser Kommentare auf sich zog. Den einzigen Kommentar, den du mehr als einmal bekommen hast: Peugeot macht auch Fahrräder?, alternativ: Ooh, ein Peugeot-Fahrrad, aha…

Wir haben zähe Familienradtouren durch die deutsche Provinz überstanden. Ich wuchs, und du bist mit mir gewachsen. Du bist auf dem Autodach in Urlaube mitgekommen. Ich lernte von dir: Wie man löchrige Fahrradschläuche austauscht, was man tut, wenn einem die Kette abspringt, wie man abgenutzte Bremsblöcke wechselt.
Ich fuhr auf dir in die Schule und zurück (manchmal freihändig). Ich sang dir auf Feldwegen laut Lieder vor. Erinnerst du dich an die Zeit, als ich anfing, mit dir nach Parties im Dunkeln (und ein wenig angetrunken) nach Hause zu fahren? Komische Tiere; Rehe, Ratten, Katzen und wilde Hunde begegneten uns in diesen Nächten. Oft hatte ich Angst, aber ich strampelte die Angst in deine Pedalen.

Wir hatten nie einen Unfall, manchmal schob ich dich entnervt nach Hause, weil deine Kette zu müde war. Wenn mir Zuhause zu viel wurde, fuhren wir durch die Wiesen und Felder, und ich fühlte mich frei dabei. Du kanntest alle meine besten Freunde und Freundinnen, alle unsere Geschichten. Ich trat manchmal wütend, hoffnungsvoll, ängstlich, jubelnd, müde in die Pedalen. Nach dem Abitur bereisten wir die Fahrradabteile der Deutschen Bahn zusammen.

Als ich umzog, kamst du mit mir, ich in meine eigene Wohnung, du in deinen eigenen Schuppen. Am Ende hattest du einen kaputten Sattel, aus dem der Sitzgelee quoll und den ich nicht-ganz-so-liebevoll mit Panzerband flickte, ein ebenfalls auf diese Weise geflicktes Rücklicht, abgenutzte Bremsblöcke, einen wackeligen Ständer.

Nach einem langem Wochenende stand die Schuppentür weit offen, du warst weg. Der Polizei war das egal, niemand verstand, wie sehr du mir fehltest. Ich schaute lange jedem blauen Fahrrad hinterher, ich vermisse dich auch heute noch, auch wenn ich einen Ersatz gefunden habe. Ich grüße dich, auf welchem Flohmarkt du auch immer jetzt sein magst.

Vielen Dank und alles Liebe,
Nina

Wenn wir alle zusammen durchdrehen

Was ich so mache, anstatt zu Bloggen oder die 30987 Spam-Comments in meinem Blog zu löschen*: Meinen ersten richtigen Rundgang vorbereiten, Uni-Hausaufgaben, wenig schlafen und durchgedreht24 mitorganisieren.

Durchgedreht24 ist ein sehr schönes Selbstfilmfest aus Braunschweig. In aller Kürze geht es eigentlich nur darum, einen fünfminütigen Film mit einer Kamera und drei eingebauten Begriffen in 24 Stunden abzudrehen… achja – und das alles ohne einen Schnitt. See you there!

* Aber bald bald sind ja Semesterferien, da gibt es dann vielleicht das seit Jahren überfällige neue Blogdesign, mehr Einträge, vielleicht endlich mal eine Vorstellung meinerseits, kreativen Output und Spaß am Bloggen!

Gustave, my love

gustave, my love

Mein Wunsch hat sich erfüllt: Ich habe mein liebstes Gemälde im Original gesehen und ich brauchte nicht mal nach Chicago zu fahren: In Essen wird die Ausstellung „Bilder einer Metropole: Die Impressionisten in Paris“ gezeigt, mit 120 Fotografien und 80 Gemälde in 13 (sehr gut nach Themen sortierten) Sälen. Mit dabei: „Die Straße in Paris an einem regnerischen Tag“ von Gustave Caillebotte. Es ist sehr viel größer, als ich mir das eigentlich vorgestellt habe, aber genau so schön, wie ich es mir vorgestellt hatte. Im November 2010 hat es das Bild dann auch auf die Titelseite der Art geschafft…

Bei jeder Ausstellung, die ich besuche, nehme ich eine oder mehrere Postkarten der Bilder mit, die mich am meisten beeindruckt haben. Das Foto zeigt also die Caillebottes, die ich schon gesehen habe.

London Nights

London Nights (OT: Unmade Beds) kann man auf den ersten Blick in die Sparte Indie-Teeniefilme stecken, die in den letzten Jahren die Kinos bevölkert haben- nur das ganze nicht auf die Highschool-Art, sondern ein bisschen europäischer.Der Film mit dem in Deutschland eher nichtssagenden Titel handelt von zwei einsamen Heranwachsenden um die 20, die aus ebenso klassischen Teeniefilmmotiven in die Metropole London gekommen sind: Vera aus Belgien versucht auf diese (etwas seltsame Art) über ihren Ex-Freund hinwegzukommen, Axl aus Spanien (oder war es nun doch Portugal?) sucht seinen leiblichen Vater. Beide verbindet die Tatsache, dass sie in einem abgewrackten besetzten Haus in London wohnen, zusammen mit gefühlten 100 anderen Jugendlichen, die wohl auch keine Lust oder Geld auf Zuhause/Couchsurfing/Hostel haben. Trotzdem sind alle hip gekleidet, mit blauen Vintage-Stiefeln, Adidas-Turnschuhen und Moleskine-Notebooks ausgerüstet, tagsüber schlafend (meist in fremden Betten, das erklärt zumindest den englischen Originaltitel), nachts in der Club- und Pubszene London unterwegs, wo sie ihr nicht vorhandenes Geld für Pints ausgeben.
Zudem arbeitet Vera noch in einem kleinen Buchladen, wo sie geschickt Leute davon abhält, Bücher zu kaufen, die etwas mit Liebe zu tun haben.

Soweit, so gut, so einfach und absurd – Vera lernt den mysteriösen „Röntgen-Mann“ kennen, mit dem sie zwar ins Bett geht, aber trotzdem nicht mehr als diesen Spitznamen von ihm kennt. Axl hingegen nimmt Kontakt zu seinem Vater auf, hat aber nicht den Mumm, ihm zu sagen, wer wirklich er ist.
Der Film führt uns noch durch zahlreiche Kneipen, Hotelzimmer, zum Strand: Sie trifft sich mit dem anonymen Lover nach dem Motto „Du sagst wann, ich sage wo“ an den bevölkersten Stellen der Stadt. Axl dagegen läuft irgendwann heulend durch den Park und dann ist der Film auch zuende. Vera hat ihren Liebhaber wiedergefunden, Axl springt aus einem fliegenden Flugzeug (mit einem Fallschrim, versteht sich).

Der Film versucht, ein Bild der derzeitigen Jugend abzubilden, was ihm meiner Meinung auch irgendwie gelingt. Es wird so viel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt, dass das Innere zu kurz kommt.Er versucht so krampfhaft, oberflächlich hip zu sein (Indie-Musik, schöne Vintage & Markenklamotten, Moleskine-Skizzenhefte, Polaroids von ungemachten Betten, Tiermasken- so ziemlich jedes Klischee der jetzigen Blogger-und Flickrszene wird aufgenommen), dass er vergisst, die Hintergründe der Jugendlichen mehr auszubreiten. Was wissen wir über unsere Protagonisten? Eigentlich ziemlich wenig.
Stellenweise kommt der Film ruhig daher, mit langen Sequenzen und Dialogen, die poetisch klingen sollen. In solchen Momenten hat es mich auch nicht gestört, dass die Handlung überhaupt nicht ausgereift war. Eine der schönsten Stellen in dem Film ist die Szene, wenn Vera in Flashbacks erzählt, wie sie sich mit ihrem Freund in einem Irrgarten verlaufen hat. Weil man wirklich etwas über Veras Innerstes erfährt.

Eigentlich wäre es ja okay, wenn diese ganzen kleinen Dinge, diese eigentlichen Oberflächlichkeiten, mit dem der Film sich so sehr beschäftigt, so detailliert gezeigt würden, so dass sie uns mehr über den Charakter der Menschen erzählen würden. Dann wäre der Film sogar gerettet – aber nein, es bleibt bei der Oberfläche: Vera klebt sogar die Polaroids lieblos in ihr Skizzenbuch. Da haben wir selbst von Kirsten Dunst in crazy/beautiful (2001) ein besseres (und authentischer wirkendes) Beispiel gesehen.

Zudem wirkte der Film auch so wie eine Filmfassung der britischen Jugenderie Skins, nur dass diese es im Gegenteil zu London Nights schafft, das Leben und die Probleme der Heranwachsenden (trotz ausgiebig langer Partyszenen) ernsthaft abzubilden, anstatt sie nur anzukratzen.Auch wenn es jetzt nicht so rüberkommt, hat mir der Film trotzdem gefallen, weil ich irgendwie die heutige Zeit darin gespiegelt sah und mir Veras Storyline mit der Zeit ans Herz gewachsen ist. Aber über ein „ganz nett“ kommt er einfach nicht hinaus.

Stille

Lange war es still um sheepish.de – außer ein paar Spammern, denen es egal ist, ob man schreibt oder nicht.

Ich habe oft die Blogosphäre satt. Zu oft geht es nur um das schickste Outfit und die schönste Selbstdarstellung, Oberflächlichkeiten und hübsche Bilder – klar, wenn man über 100 Blogs in seinem Feedreader hat, fällt es schwer, auch mal einen Text zu lesen und scrollt einfach drüber. Deswegen hab ich meinen ausgeräumt und nur noch etwa 10 Lieblingsblogs drin gelassen. Gerade höre ich einen Radiobeitrag über Smilla von anders-anziehen, den ich im Moment besonders gern lese.

Owls

Was ich in meinen letzten Semesterferien gemacht habe: Kate Davies Eulenpullover gestrickt (er ist bereits fertig, die Fotos kommen noch). Was ich diese Semesterferien mache: Die Lavender Jacket von Pickles stricken.
Vielleicht komme ich einfach wieder dahin zurück, wo es mit einem Vorläufer dieses Blogs angefangen hat: Handgemachte Sachen. Wir werden sehen – und bis dahin nicht zu viel bloggen.

Ich träume von Chicago

Wisst ihr noch, mein Eintrag zum französischen Impressionist Gustave Caillebotte?

Ich erzählte damals, dass ich mir wünsche, das Bild der Straße in Paris an einem regnerischen Tag einmal in der Realität zu sehen. Tja, ich bin immer noch nicht von Chicago gekommen, bin dem Bild aber trotzdem immer wieder irgendwie begegnet:
Ferris macht blau
Ferris Bueller und Freunde in Ferris macht blau (1986)
Wer den 80er-Jahre Teeniefilm Ferris Bueller’s Day Off bzw. Ferris macht blau gesehen hat, weiß vielleicht noch, dass Ferris und Anhang bei ihrem Trip durch Chicago auch ein kleines Kulturprogramm im Art Institute eingeplant haben. Das war 1986.
Chicago II
Thomas Struth: Art Institute of Chicago II (1990)
1990 machte der deutsche Fotograph Thomas Struth eine Fotoserie in verschiedenen bekannten Museen: dem Louvre, dem Rijksmuseum in Amsterdam und unter anderem auch dem Art Institute of Chicago. Er fotografierte die Gemälde und die Leute vor den Bildern und zeigt uns dadurch irgendwie, dass wir alle nur Betrachter sind. Sieht also so aus, als hätte das Bild in 4 Jahren einen neuen Platz bekommen. Hängt es heute dort auch noch?

Ein Foto, ein Buch, eine Geschichte

licht

Als Kind war ich ein großer Büchereigänger und bin es bis heute geblieben. Mein Traum war es, einmal meinen Geburtstag in der Bücherei feiern zu können & eine Nacht lang dort mit meinen Freunden zu lesen. Während meine Eltern in der Stadt Einkäufe erledigten, stöberte ich durch die Regale und arbeitete mich von db (Kinderbücher bis 12) zu dc (Jugendbücher ab 13) durch und nebenbei auch durch alle Kindersachbücher. Eines meiner liebsten davon war „Klick, ich hab dich“ von Marije van der Hoeven. Ein experimentelles Fotosachbuch mit Schwarz-Weiß-Fotografien, das mich zum ersten Mal für die Fotografie begeisterte. Auf einem schrieben 5 Taschenlampen das Wort LICHT. Daran musste ich denken, als ich dieses Foto am Hafen machte.

Marije kann man auch im Internet besuchen. Sie macht immer noch Fotos mit Kindern. Hier.